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Akupunktur – Wie sie funktioniert und warum sie hilft

In meiner Praxis für Traditionelle chinesische Medizin und westliche Naturheilverfahren gehört Akupunktur zu den wichtigsten Behandlungsmethoden. Immer wieder fragen Patientinnen und Patienten zu Beginn der Akupunkturbehandlungen, auf welche Art und Weise Akupunktur hilft und wie ich die Lage und die Länge der Nadeln auswähle. Diese Fragen sind Gegenstand des folgenden Blogbeitrages.

Eine Sage erzählt etwas über die Entstehung dieser mehr als 2000 Jahre alten Behandlungsmethode. Die Sage berichtet von einer Schlacht in China. Ein chinesischer Krieger von einem gegnerischen Pfeil getroffen. Der Pfeil steckt in der Brust des Mannes, jedoch nur oberflächlich. Er verletzt keine lebenswichtigen Organe und ist nicht tödlich. Nach dem Kampf wird der Pfeil entfernt und die Wunde versorgt. Einige Zeit später berichtet der Mann, dass seine Knieschmerzen, die ihn schon jahrelang gequält hatten (wahrscheinlich Arthrose), verschwunden seien. Weil die chinesische Medizin die Patient/innen sehr ernst nimmt („Der Patient hat immer recht!“) wurde die Aussagen des Mannes genau untersucht: Zwar hatte der Pfeil in der Brust gesteckt, aber die Beschwerden hatten im Knie gesessen. Wenn das stimmte, dann musste es Verbindungsbahnen im Körper des Menschen geben. Tests wurden durchgeführt. Das Ergebnis war, dass es im menschlichen Körper „Leitbahnen“ gibt, die „Meridiane“ genannt werden. Diese sind bis heute Grundlage der chinesischen Akupunktur-Behandlung, beispielsweise erklärt sich so der Zusammenhang zwischen Knie und Brust: Die Knieschmerzen eines bestimmten Typs betreffen die Magenleitbahn.

Lange wurde die Akupunktur von der europäischen Schulmedizin argwöhnisch betrachtet oder sogar verpönt. Heutzutage jedoch findet sie in der modernen Forschung zunehmend Anerkennung – auch dank der zahlreichen wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit der Akupunktur belegen.


Wie wirkt Akupunktur?

Wissenschaftlich gesehen stimuliert Akupunktur das vegetative Nervensystem und setzt lokal - aber auch im gesamten Körper - Neurotransmitter wie Endorphine frei, die als körpereigene Schmerzmittel wirken. Zusätzlich werden über das vegetative Nervensystem im Gehirn spezifische regulierende Prozesse stimuliert, die zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden führen können. Dieser faszinierende Prozess kann die Durchblutung verbessern, Entzündungen reduzieren und das Gleichgewicht im Energiefluss wiederherstellen. Es scheint, als ob die Akupunktur den Körper dazu animiert, den Fluss von Körpersubstanzen und die Kommunikation zwischen Organen wieder flüssig und harmonisch zu gestalten.

Akupunkturpunkte*Einflusspunkte

Um die Akupunkturnadeln wirkungsvoll zu setzen, orientiert sich der oder die Akupunktierende an den bereits oben genannten Leitbahnen oder Meridianen. Auf ihnen liegen besondere Punkte, die bei Stimulation, also Akupunktur, großen Einfluss auf die Gesundheit der Patienten haben, die „Einflusspunkte“. Diese zu akupunktieren, ist am wirkungsvollsten. Und es kommt noch ein weiterer Wirkfaktor hinzu: die Tiefe des Nadelstichs: Ob an der Oberfläche oder mittel oder tief akupunktiert wird, entscheidet die Diagnostik.

Diagnostik in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Jeder Behandlung in der TCM liegt eine gründliche Diagnostik zugrunde. Diese beruht auf der Untersuchung von Zunge und Puls und dem Wissen über die im Körper vorhandenen Leitbahnen. Die Pulsuntersuchung findet an sechs Punkten statt: jeweils drei links und rechts. An jedem dieser sechs Punkte wiederum wird der Pulsschlag auf drei Ebenen wahrgenommen: oberflächlich, mittel und tief. Dort, wo sich die größte Abweichung vom „Soll“ befindet, liegt auch die Akupunktur-Ebene.

Oberfläche: Wirksamkeit in Haut und Muskeln

Mittlere Ebene: Wirksamkeit in den „Leibinseln“, also den Funktionskreisen, bzw. den Organen (Leibinsel: bedeutet „gefühlter Körper)

Tiefe Ebene: Wirksamkeit in der Struktur des Leibes an sich (im Yin)

Durch die Ebenen können Körper, Seele und Geist mit in die Behandlungen einbezogen werden: Körperliches, Mentales und Emotionales.

Hier tritt der Unterschied zur Akupunktur in der westlichen Schulmedizin deutlich hervor: Auch die Standard-Akupunktur in der westlichen Medizin folgt der östlichen Lehre, jedoch unterliegt sie westlichen Standards, z.B. findet die Diagnostik völlig anders als in der TCM statt. Die Traditionelle chinesische Medizin jedoch bedient sich der oben beschrieben Diagnostik seit über zweitausend Jahren und bezieht auch moderne westliche Standards mit ein.

Ein weiteres spezielles Instrument der Akupunktur ist das Moxen.


Moxibustion: „Das Moxen“

Mittel der Wahl gegen die Lokale Mikrozirkulationsstörung

Das Moxen kommt in der Regel bei chronischen Erkrankungen zum Einsatz. Beispielsweise sind das Arthrose, chronische Schmerzen, degenerative Erkrankungen, Rheuma, Erschöpfung, Unverträglichkeiten, Allergien. Bei Behandlung von chronischen Erkrankungen ist die wichtigste Lehre der TCM die Sechs-Stadien-Lehre. Diese ist im Standardwerk „Shang-Han-Lun“ , einer Abhandlung über traditionelle chinesische Medizin von ca. 220 n Chr. festgeschrieben. Obwohl Akupunktur inzwischen in der modernen Medizin (auch von nicht TCM - geschulten Fachleuten) zunehmend praktiziert wird, ist dieses Werk nur wenig bekannt. Dabei ist das „Shang Han Lun“ heute noch in seiner klinischen Bedeutung aktuell. Insbesondere die Systematisierung von Krankheits-Stadien ist heute – nach ca 2000 Jahren noch immer gültig und nützlich: Über 90Prozent der chronischen Erkrankungen können gemäß „Shan-Han-Lun“ in sechs Stadien eingeteilt werden.

VORGANG IM KÖRPER SYMPTOM Involvierter Funktionskreis
  1. Das Abwehr Qi wird durch Kälte durchbrochen
Gliederschmerz, Ohrenschmerz, Rückenschmerz Blase, Dünndarm
  1. Mikrozirkulationsstörung tiefer gedrungen, blockiert Qi-Fluss i.d. Leibahnen, bes. Kopfbereich
Kopfgrippestadium
Splendor Yang
Magen
Dickdarm
  1. Säfte in den Leitbahnen gestört, Krankheitsaulöser gelangt tiefer ins Körperinnere
Wechsel von
Frieren und Schwitzen
Lunge Pankreas
  1. Krankheitsauslöser ist im Körperinneren angekommen, Qi der Funktionskreise ist gestört
Verschleimte Bronchitis Gallenblase Dreierwärmer
  1. Flat Down-Stadium
als hätte man Lobärpneumolie Leber, Herzbeutel
  1. Jing wird wieder aufgebaut, wenn Ressourcen reichen
Regeneration oder Degeneration Herz
Niere

Chronische Erkrankungen und lokale Mikrozirkulationsstörungen

In der TCM gehören die chronischen Krankheiten überwiegend zu den „kältegeschädigten Erkrankungen“. Am Anfang steht nämlich häufig eine schlichte Erkältung, eine Atemwegserkrankung oder andere Infektion. „Kältegeschädigt“ wird in der TCM verstanden „als ob Kälte eingedrungen wäre“. In der aktuellen wissenschaftlichen Entsprechung wird dies als „lokale Mikrozirkulationsstörung“ bezeichnet: In einem kleinen Bereich wird das Kapillar-Gefäßbett schlechter durchblutet; das wärmende Blut gelangt nicht oder nur schlecht dahin. Diese „Kälte“ ist häufig sogar äußerlich fühlbar.

Die Störungen können auch durch Nasen-Nebenhöhlen-Entzündungen, Epstein-Bahr-Virus-Entzündungen, chronische Bronchitis, und auch durch Erkältungen der Harnwege, Nieren- und Prostatainfektionen hervorgerufen werden. Auch Traumata, Verletzungen, Operationen, die notgedrungen das Gefäßbett verletzen, können Auslöser von lokalen Mikrozirkulationsstörungen sein. Dies wird mannigfach bestätigt, wenn Patienten nach problemlos verlaufenen Operationen weiterhin oder sogar neu Probleme haben. Je besser die Abwehr und je stabiler die Gesundheit der Behandelten, desto größer ist die Chance, dass es nicht zu „Kälte“ kommt.

Kälte fühlt sich bei einer Untersuchung folgendermaßen an: helle Haut, ziehende Schmerzen, gestörte Sensibilität in der Region. Sie können es bald selbst ausprobieren, wenn es Schnee gibt. Stecken Sie Ihre Hand für eine kleine Weile in den Schnee. Dann werden Sie die oben genannten Beobachtungen für kurze Zeit auch an Ihrer Haut machen können. Die Beschwerden werden durch Wärmeeinwirkung besser.

Diese Wärme leiten wir bei der Moxibustion ein, bzw. die Kälte wird ausgeleitet. Auf die Akupunkturnadel wird an ausgewählten Einflusspunkten ein kleiner Kegel aus Artemisia Sinensis (chinesischem Beifuß) gesetzt. Dieser entwickelt beim Entzünden Schwingungen, die sehr gut in Einklang mit dem Körper stehen und damit den Gesundheitsprozess gut fördern. Zum Entzünden wird ein einfaches Feuerzeug mit gebündelter Flamme genutzt. Auch eine Moxalampe mit schwarzem Mineral entwickelt diese Schwingungen und die erforderliche Wärme, die für die Heilung einer Mikrozirkulationsstörung günstig ist.